Zusammenfassung
Im Zuge der Digitalisierung wird die digitale Souveränität zu einem zentralen gesellschaftlichen Leitbild. Die Fähigkeit, den digitalen Wandel aktiv mitzugestalten, bestimmt zunehmend
darüber, ob Gesellschaften ihre wirtschaftliche Prosperität und politische Eigenständigkeit erhalten können.
In Europa ist die digitale Souveränität gefährdet, denn der Anschluss an wichtige wirtschaftliche und technologische Entwicklungen droht verloren zu gehen. Viele Märkte der Digitalwirtschaft werden bereits gänzlich von einzelnen außereuropäischen Unternehmen dominiert. Die damit einhergehende Einschränkung an digitaler Souveränität bedeutet eine Gefahr für die Innovations- und Wettbewerbsfähigkeit, die Durchsetzung grundlegender Rechte und die politische Gestaltungsfähigkeit Europas. Umso wichtiger ist es, dass gezielte Maßnahmen zur Stärkung der digitalen Souveränität ergriffen werden.
Zu diesem Zweck sind Kompetenzen und Ressourcen in einem Spektrum von acht wirtschaftlich-technologischen Ebenen auszubauen. Die Neuerungen reichen über die Bereitstellung von Res-
sourcen und Vorprodukten über die Schaffung einer Kommunikationsinfrastruktur bis hin zur Nutzung ensprechender Software und eines rahmengebenden Rechts- und Wertesystems. Auf mindestens drei Ebenen, auf denen die digitale Souveränität Europas besonders zu stärken ist, bietet Gaia-X wichtige Fortschritte.
Gaia-X ist ein Projekt zum Aufbau einer Infrastruktur für souveränen Datenaustausch. Im Zuge des Projektes werden Standards gesetzt, Institutionen geschaffen, Softwarekomponenten entwickelt und Geschäftsmodelle realisiert. Das Ergebnis ist ein Ökosystem, in dem Daten sowie Anwendungen zur Speicherung und Verarbeitung von Daten bereitgestellt werden. In diesem werden Datenräume, die meist eine Branche oder einen Bereich umfassen, in föderativer Form verknüpft. Prinzipien wie Transparenz, Datensicherheit und -schutz, Interoperabilität und Skalierbarkeit werden in allen Phasen der Realisierung – von der Konzeption bis zur Implementation – berücksichtigt.
Gaia-X wurde 2019 als paneuropäisches Projekt gestartet undum – fasst mittlerweile über 350 Organisationen. Anfang des Jahres 2022 setzte die Umsetzungsphase von Gaia-X zeitgleich mit
der Inbetriebnahme erster Dienste und Datenräume ein.
Ermöglicht wurde dieser Schritt insbesondere durch das Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz und dessen Förderwettbewerb „Innovative und praxisnahe Anwendungen und Datenräume im digitalen Ökosystem Gaia-X“. Im Zuge des Wettbewerbs werden im Umfang von insgesamt 117 Millionen Euro elf Konsortien gefördert. Diese vereinen Forschungs- und öffentliche Einrichtungen sowie Unternehmen unterschiedlicher Größe. Jedes der Vorhaben musste hohen Ansprüchen bezüglich der grundlegenden Idee, der Umsetzbarkeit, der konkreten Realisierungspläne und der durchführenden Konsortien gerecht werden. Mit den Vorhaben ist eine große Bandbreite von Branchen und Bereichen abgedeckt. Diese schließt unter anderem die Luft- und Raumfahrtbranche, das Gebiet der Automobilwerkstätten, den Finanzsektor, das Gesundheitswesen, die Baubranche, den maritimen Sektor, den Bildungsbereich und die öffentliche Verwaltung mit ein.
In ihrer maximal dreijährigen Laufzeit werden die Projekte unterstützt durch die Bundesnetzagentur als administrierende Stelle des Förderwettbewerbs sowie durch acatech – Akademie der Technikwissenschaften als Instanz der Begleitforschung. Durch die Begleitforschung soll den Projekten auch erleichtert werden, bevorstehende Herausforderungen zu identifizieren und zu meistern.
Zu diesen zählen beispielsweise in technischer Hinsicht die Gewährleistung von Datensicherheit und -schutz, Interoperabilität, Resilienz und Nutzerfreundlichkeit. Was den ökonomischen Part betrifft, sei in diesem Zusammenhang insbesondere die Entwicklung zukunftsfähiger Geschäftsmodelle und Governance-Arrangements hervorgehoben. In rechtlicher Hinsicht ist schließlich die Konformität mit rechtlichen Vorgaben sicherzustellen, wie sie gerade zum Beispiel mit dem Data Governance Act und dem Data Act vonseiten der Europäischen Union formuliert werden. Diesen Komplexitäten gilt es in vier Maßnahmenbereichen zu begegnen: Die wissenschaftliche Ergebniskontrolle ist wichtig, um frühzeitig Probleme zu erkennen und zu lösen. Eine intensive Vernetzung ermöglicht es dabei, vielversprechende Lösungsansätze auszutauschen und zu adaptieren. Das Identifizieren von Synergien stellt sicher, dass Ressourcen effizient gemeinsam genutzt werden. Eine professionelle Öffentlichkeitsarbeit schließlich gewährleistet, dass gewonnene Erkenntnisse in die Breite getragen und die Leuchtturmfunktionen der Vorhaben erfüllt werden.
In allen vier Bereichen bietet acatech Unterstützungsleistungen. Ziel dabei ist, den Erfolg des Förderwettbewerbs sicherzustellen, um so die Umsetzung von Gaia-X zu gewährleisten und die digitale Souveränität in Europa zu stärken.