Zusammenfassung
Dieses White Paper zeigt das Potenzial von Datenräumen im Katastrophenschutz am Beispiel Deutschlands auf. Lokale Rettungskräfte, Kommunen und höhere Verwaltungsebenen müssen bei Notfällen zusammenarbeiten, doch eine fragmentierte IT und Interoperabilitätsprobleme erschweren oftmals die wirksame Koordinierung.
Datenräume versprechen eine Lösung zu sein. Das sind dezentrale, föderierte Systeme, die Daten aus verschiedenen Quellen sicher und effizient verknüpfen und dabei die Bedürfnisse vielfältigen Akteuren erfüllen können. Diese Merkmale sind im Katastrophenschutz entscheidend, weil besonders heterogene Konstellationen von Teilnehmenden gegeben sind: Verwaltungen, Notdienste, Privatunternehmen, Forschungseinrichtungen und nicht zuletzt Bürgerinnen und Bürger spielen wichtige Rollen. Ebenso vielfältig sind auch die Daten, die es auszutauschen gilt. Vereinfacht lassen sich diese in drei Kategorien einteilen: offene Daten, nicht-offene Daten von öffentlichen Stellen und nicht-offene Daten von Privatpersonen und privaten Unternehmen. Diese Kategorisierung ermöglicht es, die Souveränität- und Datenschutzkonzepte zu optimieren.
Datenräume bieten den Teilnehmenden im Ökosystem des Katastrophenschutzes viele Vorteile. Behörden können diese beispielsweise nutzen, um die Effizienz der Kommunikation und Koordination zwischen verschiedenen Entscheidungsebenen für den Krisenfall zu steigern oder um die Krisenprävention zu verbessern – beispielsweise mittels Simulationen. Die Datenverfügbarkeit ermöglicht eine bessere Vorbereitung und Kommunikation auch bei Einsatzkräften, was Reaktionszeiten mindert. Private Unternehmen können mit Hilfe von Datenräumen die Compliance-Kosten senken, die beispielsweise auf Grund des Data Acts (DA) der EU entstehen können. Zudem können Unternehmen neue Märkte erschließen und neue Geschäftsmodelle entwickeln – insbesondere durch die Bereitstellung datengestützter Dienste.
Jüngste Krisen, wie die Überschwemmungen der Jahre 2021 und 2024 sowie die COVID-19-Pandemie, verdeutlichen den dringenden Bedarf an datenbasierten und flexiblen Strategien für die Vorbereitung und Bewältigung von Krisen. Wie sich diese umsetzen lassen, zeigt ein Beispiel aus dem Projekt HERAKLION. Der Anwendungsfall gehört zum Bereich des Hochwassermanagements und demonstriert, wie Geodaten, Geländemodelle und regionale Statistiken die Vorsorge und Reaktion auf eine angespannte Lage sowie den Wiederaufbau verbessern.
Danksagung
Diese Veröffentlichung resultiert in Teilen aus einer Zusammenarbeit mit dem Gaia-X Hub Austria und Fördermitteln des Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF) im Rahmen des Programms „Forschung für die zivile Sicherheit“ (www.sifo.de) der Bundesregierung. HERAKLION (Förderkennzeichen 13N16293) ist ein bewilligtes Projekt im Rahmen der Corona-Sondermaßnahme.
Verfasst von
AIT Austrian Institute of Technology GmbH
Bernhard Bürger, Scientist
Fraunhofer-Institut für Kurzzeitdynamik, Ernst-Mach-Institut (EMI)
Dr. Kai Fischer, Gruppenleiter Robustheits- und Resilienzanalysen
Martin Huschka, Wissenschaftlicher Mitarbeiter, Digital Engineering
acatech – Deutsche Akademie der Technikwissenschaften
Dr. Karl Wienand, Wissenschaftlicher Referent