1. Juli 2024

EuroDaT: Ziele erreicht, innovatives Produkt am Start

Beim Abschlusstreffen der EuroDaT-Projektpartner erörtern die Beteiligten des Fördervorhabens Herausforderungen ihrer Arbeit, Besonderheiten des anvisierten Marktes und neuartige Lösungen wie den transaktionsbasierten Datentreuhänder. Einblick in den Entstehungsprozess eines vielseitigen Geschäftsmodells.  

Wenn sich Akteure, die gemeinschaftlich ein völlig neuartiges Produkt mit verschiedenen Anwendungsbeispielen entwickelt haben, nochmals final treffen, drehen sich ihre Gespräche um zahlreiche Fragen. Solche wie: Welche Lösungen haben wir im Projekt erarbeitet? Wo liegen die größten Herausforderungen für unser Produkt auf dem Markt? Welche Use Cases haben langfristig gute Chancen, sich auf dem Markt durchzusetzen? Müssen wir unsere Anwendungsbeispiele noch stärker an eine spezielle Marktsituation anpassen? Und wenn, in welchen Bereichen? Die Partner des EuroDaT-Konsortiums erörtern bei ihrem abschließenden Konsortialtreffen zahlreiche Rahmenbedingungen, welche die gemeinsame Arbeit prägten.

Datenwertschöpfung im Finanzsektor

Die Herausforderung für das Finanzprojekt EuroDaT war es, einen neutralen Datentreuhänder zu entwickeln, vielseitig in der Anwendung und auch für kleine und mittlere Unternehmen geeignet. Und das in einem Marktumfeld, in dem immer noch kein ein klar bezifferbarer Wert für Daten – beispielsweise Unternehmensdaten – existiert. Auch wenn der Markt stetig in Bewegung ist und das Interesse am Datenteilen täglich steigt, gibt es unter anderem aufgrund solcher Ungewissheiten immer noch viele Vorbehalte, Teile der eigenen Datensätze Dritten (auch gegen Gebühren) für bestimmte, klar definierte Zwecke zur Verfügung zu stellen.

Gerade in dem vom Projekt zunächst schwerpunktmäßig anvisierten Finanzsektor mit seinen hochsensiblen Daten sind die Vorbehalte und das Misstrauen nach wie vor sehr groß. Die Befürchtung: selbst nur für bestimmte Zwecke zur Verfügung gestellte Daten könnten anderweitig genutzt werden oder in falsche Hände geraten.

Arbeitsweise des innovativen EuroDaT-Datentreuhänders

Dies kann das Projekt jetzt durch seinen neu entwickelten, transaktionsbasierten EuroDaT-Datentreuhänder ausschließen. Er ermöglicht es, Datensätze in einer innovativen Art und Weise zusammenzuführen und abzugleichen und auszuwerten. Damit kann der Datentreuhänder garantieren, dass nur die Ergebnisse der beauftragten Datentransaktionen an die Adressaten gelangen und gleichzeitig höchste Datenschutzstandards eingehalten werden. Denn das einzigartige, sogenannte gekapselte Verarbeitungsverfahren stellt sicher, dass die Ausgangsdaten von keiner beteiligten Partei eingesehen werden können, selbst nicht von der durchführenden EuroDaT GmbH. Damit können die beteiligten Daten auch nicht anderweitig verwendet werden.

Rechtliches Neuland bei der Wertschöpfung aus Daten

Die Mitglieder des Förderprojekts hatten von Beginn an – parallel zu den komplexen technischen Entwicklungen – eine klare Vorstellung, wie aus dem entstehenden Treuhandmodell und seinen Use Cases funktionierende Geschäftsmodelle entstehen sollten. Dies warf bereits früh in der Entwicklungsphase zahlreiche rechtliche Fragen auf. Die am Projekt beteiligten Jurist:innen und Fakultäten betraten mit der Arbeit an zahlreichen Rechtsfragen juristisches Neuland, unter anderem Fragen zum Gesellschafts-, Kartell-, Bankenaufsichtsrecht sowie im Bereich der automatisierten Vertragsgestaltung und vor allem auch hinsichtlich der zahlreichen Fragen zum Datenschutz.

Sie erarbeiteten in den vergangenen zweieinhalb Jahren einige (teilweise als Aufsätze veröffentlichte) Grundlagen zu diesen Themen. In wenigen Monaten sollen aus dieser Arbeit heraus dazu unter anderem Veröffentlichungen zum Thema Datentreuhänder und über Smart Contracts (automatisierte Vertragsgestaltung) entstehen.

EuroDaT-Datentreuhänder: Vertrauenswürdig und datenschutzkonform

Wichtig bei der Konzeption des entstandenen Datentreuhänders war, dass dessen Neutralität dauerhaft sichergestellt werden konnte. Eine solide Vertrauensbasis bezüglich der Datensicherheit musste gelegt werden. Das gelang zum einen, indem die EuroDaT GmbH eine 100%ige Gesellschaft des Landes Hessen wurde und zum zweiten durch die innovative Konzeption als sogenannter transaktionsbasierter Datentreuhänder. Das heißt, dass bei der Auswertung von Daten ausschließlich Transaktionsergebnisse den Empfänger erreichen, da der Treuhänder durch eine vollständig „gekapselte“ Ausführung mit verschlüsselten Daten sicherstellt, dass die Rohdaten zu keinem Zeitpunkt für den Treuhänder oder einen der Beteiligten einsehbar sind.

Da der transaktionsbasierte EuroDaT-Datentreuhänder weder irgendwelche Daten sammelt noch Zugang zu den Ausgangsdaten hat, ist es von dessen Seite beispielsweise auch nicht möglich, festzustellen, ob gelieferte Daten vorab manipuliert wurden. Damit, so auch die Meinung der betreffenden Jurist:innen, liefert der transaktionsbasierte Datentreuhänder eine grundsätzliche Lösung bezüglich vieler Datenschutzprobleme im Hinblick auf einen Abgleich hochsensibler Daten.

Projektziele erreicht und übertroffen

Ein entscheidendes Ergebnis des EuroDaT-Projektes ist die Entwicklung eines funktionierenden und vielseitig anwendbaren handlungsfähigen Datentreuhänders, der auch Kunden außerhalb der Finanzbranche zahlreiche Anwendungsmöglichkeiten bietet. Dies gelang nicht zuletzt durch die akribisch erarbeitete Rechtssicherheit dieses Datentreuhänders.

„Unser Datentreuhänder hat über das Vorhaben hinaus inzwischen sogar weitere Use Cases gewonnen. Die Teilvorhaben unseres Förderprojektes haben ihre Ziele alle erreicht, zum größten Teil sogar übertroffen,“ fasst der EuroDaT-Konsortialführer Christian Hoffmann das Ergebnis der zweieinhalbjährigen Entwicklungsarbeit in diesem interdisziplinären Projekt mit ehrgeiziger Zielsetzung zusammen. Entsprechend positiv und optimistisch schätzen auch die anwesenden Konsortialpartner die Zukunft des Datentreuhänders und seiner Anwendungsmöglichkeiten ein.

Verfasst von Benigna Daubenmerkl

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