Um Städte und Regionen auch zukünftig lebenswert zu gestalten, müssen zahlreiche Faktoren, zum Beispiel Nachhaltigkeits- oder Resilienzaspekte, berücksichtigt werden. Wesentlich für das Gelingen: gut miteinander vernetzte, datenzentrierte Verwaltungen. Wie das möglich ist, beschreiben Gaia-X-Expert:innen in einem Positionspapier.
„Auf allen politischen Ebenen (EU, Bund, Länder) herrscht grundsätzlich Einigkeit, dass der effiziente und zielgerichtete Umgang mit Daten als Fundament und Treiber der digitalen Transformation ein Schlüsselfaktor für hochwertige Angebote der digitalen Daseinsvorsorge in Städten und Regionen ist (Bundesministerium des Innern und für Heimat, 2023; Europäische Kommission, 2020),“ so beschreibt das Positionspapier „Kursbestimmung: Gaia-X und die Zukunft der datenzentrierten Verwaltung“ die momentane Ausgangssituation.
Dabei, so führen die Autor:innen weiter aus, würden „sowohl Datenkompetenz und zielführende Governance-Strukturen in den Verwaltungen als auch eine leistungsfähige Dateninfrastruktur“ die Basis für „eine systematische, wertschöpfende und zugleich sichere Datennutzung“ bilden.
Herausforderungen für die öffentliche Verwaltung
Insgesamt sehen die Expert:innen zwar viele positive Ansätze bei der Datennutzung in der öffentlichen Verwaltung. Dennoch verblieben vielschichtige, noch zu lösende Herausforderungen.
Diese wären:
- Die Daten liegen in fachlichen Silos und werden zu wenig fachübergreifend genutzt.
- Insellösungen erfordern interkommunale sowie ebenen- und sektorübergreifende Herangehensweisen.
- Fehlende Datenkompetenz in der Verwaltung
- Rechtliche Unsicherheiten im Umgang vor allem mit personenbezogenen Daten
- Unzureichende Qualität, Aktualität und Interoperabilität von Daten
- Das Fehlen technischer Infrastrukturen
- Ungelöste Kosten- und Finanzierungsfragen
Gleichzeitig wirken sich die neuen gesetzlichen Regelungen auf europäischer Ebene positiv auf die digitale Transformation der öffentlichen Verwaltungen aus. So erleichtert der Data Governance Act (DGA) beispielsweise lokalen Behörden generell den Zugang zu Daten für die Entwicklung innovativer datengestützter Dienste in den Städten, unter anderem bezüglich Klimawandel und Stadtentwicklung. Der Data Act (DA) erleichtert hingegen den Zugang zu Daten von Einzelpersonen / Daten aus dem privaten Sektor für bestimmte Zwecke des öffentlichen Interesses, zum Beispiel bei einem öffentlichen Notfall.
Gaia-X erleichtert die digitale Transformation
Gaia-X bietet der öffentlichen Verwaltung durch sein Datenökosystem eine Umgebung, die einen interoperablen, transparenten, souveränen und vertrauenswürdigen Datenaustausch – vor allem auch für sensible, personenbezogene Daten – ermöglicht. Durch das Gaia-X-Konzept von föderierten Datenräumen können beispielsweise Kommunen, Gemeinden und Städte in Deutschland und Österreich auf ihre bestehenden, sehr heterogenen (IT-)Lösungen aufbauen und diese vernetzen.
Das ist ein großer Vorteil, denn eine einheitliche Gesamtlösung für die mehr als 13 000 Gemeinden oder Städte wäre sowohl zeitlich wie auch organisatorisch kaum machbar. Mit diesem Ansatz können die urbanen Datenplattformen nicht nur untereinander, sondern auch mit zusätzlichen Datenquellen oder Services aus Wirtschaft, Wissenschaft und Zivilgesellschaft stufenweise vernetzt werden.
Diesen Ansatz belegen konkrete Anwendungsfälle, bereits existierende Datenräume in der öffentlichen Verwaltung. Detaillierte Beschreibungen dieser Fälle finden sich im Anhang des Postionspapiers.
Bereits existierende Anwendungsbeispiele:
- Energy Efficiency Data Portal (nationaler Zugangspunkt für energierelevante Daten)
- Initiative KDW – Kommunale Datenwerke (gemeinsame Nutzung von Daten und der Infrastruktur in Smart Cities)
- Urbaner Datenraum Smart City Wien (gemeinsame und vertrauenswürdige Datennutzung zwischen der Stadt Wien und den Wiener Stadtwerken)
- Normierung von Daten in der kommunalen Verwaltung (Erschließen des vollen Potenzials von Mobilitätsdaten durch Verbesserung ihrer Qualität und einen einfacheren Datenzugang)
Technische Lösungen und Standards urbaner Datenräume
Als technische Trends bei den Lösungen bereits bestehender Datenräume im urbanen Umfeld sehen die Autor:innen eine klare Tendenz zu quelloffenen (Open-Source-)Lösungen.
Beispiele dafür sind:
- Systeme wie das Masterportal oder die Solingen App
- Open Source-Systeme wie das FIWARE-Stack oder der Open UrbanPulse
- Open-Source-Katalogsysteme für die Inventarisierung, Veröffentlichung und das Management verteilter Datensätze wie CKAN, Piveau oder InGrid
Neben Open Source spielen selbstverständlich auch im kommunalen Raum Standards eine zentrale Rolle. Sie gewährleisten Nachhaltigkeit auf der technischen Ebene. Inzwischen entstanden dazu bereits erste Dokumente. Zurzeit gibt es viele Bestrebungen, die Bedarfe für Normen und Standards in diesem Bereich zu ermitteln.
Aktuell gibt es bereits:
- Die sogenannten SPEC-Reihen 913×7 und 916×7 mit dem Fokus auf Smart City
- Sogenannte „Minimum Interoperable Mechanisms“ (MIMs) – diese schlagen einfache Änderungen für bereits bestehender Praktiken vor. Ihr Ziel: eine „ausreichende“ Interoperabilität erreichen.
- Das Framework der internationalen Normenreihe ISO/IEC 10746 (Open Distributed Processing) – vergleiche Smart District Data Infrastructure Framework (SDDI) der TU München zur Gestaltung urbaner Zwilling
Das Fazit zur momentanen Situation lautet, dass „die meisten notwendigen Bausteine für integrierte, urbane Datenräume – und damit einen einfachen, nahtlosen Datenaustausch zwischen beteiligten Organisationen“ bereits existieren. Und dass derzeit viele Referenzprojekte entstehen, die anschaulich aufzeigen, wie sich diese Elemente produktiv miteinander integrieren lassen.
Weitere detaillierte Informationen
finden sich im Positionspapier „Kursbestimmung: Gaia-X und die Zukunft der datenzentrierten Verwaltung“ der Domänen Geoinformation, Öffentlicher Sektor und Smart City / Smart Region des Gaia-X Hub Germany und Gaia-X Hub Austria